Bericht: Kostenlose Medical Camps 2024

Im Juni und Juli 2024 organisierten wir erneut unsere jährlichen kostenlosen Medical Camps in Ladakh, Nord-Indien, unter der Leitung des buddhistischen Mönchs und Heilpraktikers Thich Hue Nghi (Cedric Bascle). Über einen Zeitraum von fünf Wochen bot Hue Nghi, unterstützt von seiner Assistentin Marina Borell und freiwilligen Helfer:innen aus Ladakh, kostenfreie Anamnesegespräche, Akupunktur- und Moxibustionsbehandlungen, Unfallversorgung, Blutzuckertests sowie Ernährungs- und Gesundheitsberatungen an. Auch dieses Jahr wurden unsere kostenlosen Medical Camps durch Spenden finanziert. Das Akupunkturmaterial stellte uns freundlicherweise die Doc Save GmbH zur Verfügung. Weiter unten folgen nun:

  • Überblick in Zahlen
  • Fotoeindrücke der Medical Camps 2024
  • Kurzberichte der Medical Camps 2024

Überblick in Zahlen

  • In 8 Dörfern / Orten wurde kostenlose Gesundheitshilfe geleistet.
  • Die Medical Camps fanden dieses Jahr an insgesamt 25 Tagen statt.
  • Durchschnittlich wurde täglich 8 bis 10 Stunden Gesundheitshilfe geleistet.
  • Die Behandlungen wurden alle von Heilpraktiker und Mönch Thich Hue Nghi (Cedric Bascle) durchgeführt. Als Assistentin unterstützte ihn erneut Marina Borell.
  • Es wurden ca. 1100 Patient:innen mit den oben genannten Leistungen versorgt.
  • Insgesamt wurden ca. 25.000 Akupunkturnadeln gesetzt.
  • Insgesamt halfen zusätzlich mehr als 60 lokale ehrenamtliche Helfer:innen bei der Organisation, Durchführung und beim Übersetzen während der Behandlungen und Patientengespräche.


Fotogalerie: Medical Camps 2024


Kurzberichte Medical Camp Standorte 2024

1. Das buddhistische Gemeindezentrum in Palam

Unser erstes kostenfreies Medical Camp dieses Jahr fand zum wiederholten Male im Gemeindezentrum des Dorfes Palam statt, das sich derzeit im Ausbau befindet. Während der zentrale Gemeinderaum bereits genutzt werden kann, ist die buddhistische Meditations- und Gebetshalle, die sich darüber befindet, noch nicht fertiggestellt. Der Vorsitzende des Zentrums ist ein buddhistischer Mönch, der bereits mit unserem Vereinsvorsitzenden, Geshe Lobzang Tsewang, zusammengearbeitet hat. Palam entwickelt sich zu einem wichtigen Standort im Großraum Leh, insbesondere als neu entstehender Wohnstadtteil. Das Gemeindezentrum in Palam ist hier für Buddhisten ein wichtiger Anlaufpunkt für buddhistische Praxis und Gemeindeaktivitäten.

2. Altenheim in Shey

Ein weiteres kostenfreies Medical Camp fand dieses Jahr im Altenheim in Shey statt, das seit 2021 von der indischen Wohltätigkeitsorganisation HelpAge India geleitet wird. Dieses Heim bietet bedürftigen, verarmten oder alleinstehenden älteren Menschen ein Zuhause. 

Viele der Bewohner:innen wurden entweder von ihren Familien verlassen, sind kinderlos oder unverheiratet. In Ladakh gibt es keine Sozialleistungen, wie wir es aus Deutschland kennen. Im Alter sind die Menschen hier vollkommen auf die Unterstützung von Familie und Partner:innen angewiesen. In Ladakh sind völlig alleinstehende Menschen eigentlich eine seltene Ausnahme. Die meisten Menschen dieses Altenheims sind durch tragische Erfahrungen, schwere Unfälle oder in Folge von Naturkatastrophen in die prekäre Lage der Bedürftigkeit gelangt.

Die Pflege und Begleitung der Heimbewohner:innen wird sowohl durch Tagespfleger:innen als auch im Heim wohnende Mitarbeiter:innen gewährleistet. Derzeit leben 3 Vollzeitbeschäftigte im Heim, während weitere Mitarbeiter:innen täglich aus der Umgebung von Shey zur Arbeit pendeln.

Ein besonderes Anliegen des Heims ist die Unterstützung älterer Mönche und Nonnen, die oft keine Familie mehr haben, die sich um sie kümmern könnten. Einige Klöster in Ladakh, wie das Kloster Spituk, haben zwar ihr eigenes Altenheim aufgebaut, viele Mönche und Nonnen in Ladakh jedoch sind immer wieder auf Einrichtungen wie das Heim in Shey angewiesen.

Die Beschäftigten des Altenheims bemühen sich mit viel Fürsorge und Mitgefühl um die Versorgung und Begleitung der Heimbewohner:innen, um ihnen ein würdiges Leben im Alter zu ermöglichen.

3. Das Dorf Taroo

Das Medical Camp im Ort Taroo, einem höher und abgelegenerem Dorf in Ladakh, bot wertvolle medizinische Unterstützung für die lokale Bevölkerung. Taroo ist ein Dorf, in dem besonders viele Familien als gelernte Heilpraktiker der Traditionellen Tibetischen Medizin aktiv sind.


Lobsang - eine der freiwilligen Helferinnen vor Ort - ist selbst Ärztin und beschäftigt sich bereits seit längerem mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Aus Interesse und Hilfsbereitschaft heraus unterstützte sie Heilpraktiker Hue Nghi nicht nur während des Medical Camps in Taroo, sondern auch noch an weiteren Standorten der diesjährigen Medical Camp Tour. Durch die Anleitung von Heilpraktiker Hue Nghi konnte sie sich in diesem Zeitraum die Grundlagen der Moxibustion aneignen und wendet diese seitdem in ihrer Tätigkeit als Ärztin der Tibetischen Medizin an.


Taroo besuchte unser Team zum ersten Mal. Der Ort ist von Wind und Feuchtigkeit geprägt, da er in einem Gebirgspass liegt. Das Klima in dieser Region ist herausfordernd und beeinflusst die Gesundheit der Bewohner erheblich. Das Dorf ist demografisch stark gealtert; viele Jugendliche haben die Region verlassen, sodass die Mehrheit der behandelten Personen ältere Dorfbewohner:innen waren. Diese leiden häufig unter typischen Problemen im Zusammenhang mit Feuchtigkeit, Kälte und dem ständigen Wind, die durch das raue Klima verstärkt werden.

4. Klosterschule / Gemeindehalle in Spituk

Das Medical Camp in Spituk, einem historischen Stadtteil im Leh-Distrikt Ladakhs, konnte dieses Jahr nicht im Kloster Spituk selbst stattfinden, da deren Räumlichkeiten durch Klosterschulprüfungen belegt waren. Als Ersatz wurde die sehr große Gemeindehalle angeboten.


Die Helfer:innen vor Ort waren äußerst engagiert und trugen wesentlich zum reibungslosen Ablauf des Camps bei. Wie bei allen unseren Medical Camps, war auch in Spituk die Nachfrage nach den medizinischen Dienstleistungen so groß, dass viele Patient:innen auf den nächsten Tag oder sogar auf andere Medical Camp Standorte der nächsten Wochen verwiesen werden mussten. 

5. Das Dorf Nimoo

Dieses Jahr besuchte unser Team zum ersten Mal den Ort Nimoo. Die freiwilligen Helfer:innen an diesem Medical Camp Standort waren von einer ganz besonders großen Tatkraft und Freude am Helfen erfüllt und hielten diese Frische und Energie alle Behandlungstage hindurch aufrecht. 


Die dadurch entstandene harmonische und herzliche Atmosphäre während dieses Medical Camps sowie die Freude und Kraft aller beteiligten Helfer:innen inspirierte unser Akupunkturteam dazu, am Abend des letzten Behandlungstages so lange Behandlungen anzubieten, bis keine Patient:innen mehr vor der Tür standen.


Dies stellte sich als eine kleine Herausforderung dar: Denn die alte Gemeindehalle dieses Standortes bekam eigentlich täglich um 20.30 Uhr den Strom für Licht abgestellt - danach wurde es dunkel. Glücklicherweise waren einige Dorfvorsteher von Nimoo anwesend. Diese schritten sofort zur Tat und schlossen die Gemeindehalle vorübergehend an eine der Straßenstromleitungen an. Dadurch konnten die Behandlungen ohne weiteres fortgesetzt werden - was auch nötig war: Erst um 23.00 Uhr waren alle Behandlungen abgeschlossen. 


Ein weiteres Hindernis dieses letzten Behandlungsabends war, dass aufgrund der vermehrten Behandlungen die medizinischen Handschuhe unseres Teams ausgingen. Auch hier waren sofort wieder einige der Dorfvorsteher zur Stelle: Durch ihre guten Verbindungen zur Dorfapotheke konnten selbst nach Ladenschluss neue medizinische Handschuhe organisiert werden. Das Camp endete erst spät in der Nacht nach dem gemeinsamen Aufräumen.


Insgesamt war das Medical Camp in Nimoo ein großer Erfolg für alle Beteiligten. Es zeigte sich, wie sehr Flexibilität und Zusammenarbeit in der Organisation solcher Veranstaltungen nötig sind und wie durch die hilfsbereite Unterstützung der Dorfgemeinschaft und der Freiwilligen umfangreiche Gesundheitshilfe gewährleistet werden kann. Ein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten für ihre Hilfe und ihren Einsatz.

6. Das Kloster in Takmachik

Takmachik ist bekannt für seine „Go Green“-Initiativen und zeichnet sich durch eine konsequente Ausrichtung auf biologische Landwirtschaft aus. Der Ort liegt malerisch direkt am Ufer des Indus.


Das Camp wurde von einem lokalen buddhistischen Mönch organisiert, der in Takmachik geboren wurde und sich tief mit seiner Gemeinschaft verbunden fühlt. Der Mönch initiierte das Medical Camp mit dem Wunsch, die Gesundheit der Dorfbewohner:innen zu verbessern. Hierfür bemühte er sich persönlich um die sorgfältige Planung und Durchführung des Camps sowie um die Beherbergung unseres Akupunkturteams in seiner eigenen bescheidenen Mönchsbleibe.

7. Das Kloster Lamayuru

Auch das Kloster Lamayuru besuchte unser Team zum wiederholten Mal. Dieses Jahr wurde das Medical Camp nicht in den wunderschönen Klosterräumlichkeiten durchgeführt, um den Patient:innen den Weg auf den Klosterberg zu ersparen. Stattdessen wurde das Medical Camp in der örtlichen Gemeinschaftshalle durchgeführt, die besonders viel Platz bot. Und dieser Platz wurde auch gut benötigt, da die Nachfrage und der Andrang von Patient:innen hier wirklich sehr groß waren. Unser Team war so beschäftigt, dass sie an diesem Standort nicht einmal dazu kamen, zwischendurch einige Fotos des Camps zu machen.

8. Das Gemeinschaftshaus im Dorf Basgo

Unsere Medical Camps in Basgo haben bereits eine gute Routine, da Heilpraktiker Hue Nghi den Ort und die Organisatoren vor Ort bereits seit längerem gut kennt. Ein Besuch in Basgo ist wie ein Besuch bei guten Freunden, die sich darüber freuen, gemeinsam anderen Menschen Gutes zu tun. Diese Freude übertrug sich auch wie gewohnt auf die angereisten Patient:innen, die sehr dankbar für die angebotenen Behandlungen waren. 


In einer der Mittagspausen bot sich für Mönch und Heilpraktiker Hue Nghi und seine Assistentin Marina die kostbare Gelegenheit, einen in der Nähe gerade neu eingerichteten Veranstaltungsort für buddhistische Unterweisungen zu besuchen. Ein Freund und Mitorganisator der Medical Camps in Basgo hat sich seit vielen Jahren darum bemüht, diesen Ort fertigzustellen. Der Ort wurde während des Besuches von Hue Nghi und Marina gerade durch einen renommierten buddhistischen Meister eingeweiht, der sogar ein paar Worte Deutsch mit ihnen sprechen konnte. Aufgetankt durch diese segensreiche Mittagspause, ging es dann im Gemeinschaftshaus Basgo direkt weiter mit den nächsten Behandlungen.

Weitere Informationen zu den Medical Camps 2024

Doc Save GmbH ist Sponsor unserer kostenfreien Medical Camps 2024

Doc Save GmbH, ein Fachhandel für Akupunktur- und Physiobedarf, ist in diesem Jahr Material-Sponsor der kostenlosen Medical Camps. Sie stellen alle notwendigen Akupunktur-Materialien für die Camps zur Verfügung. Hue Nghi, der Hauptorganisator der Camps, bedankt sich herzlich für die Unterstützung, die es ermöglicht, vielen bedürftigen Menschen in Ladakh zu helfen.


Über unseren Koordinator für Medical Camps in Leh und Umgebung

Hauptkoordinator unserer Medical Camps vor Ort in und in der Nähe der Hauptstadt Leh war zum wiederholten Male unser guter Freund Phuntsok. Phuntsok war früher im wohltätigen Krankenhaus “Heart Foundation” aktiv - hier vor allem im regionalen Blutspendedienst. Heute ist er ein äußerst engagierter Sozialarbeiter und Präsident der örtlichen Wohltätigkeitsorganisation "25 Friends of Basgo". Im Großraum Leh ist er bekannt für seine schnelle und selbstlose Hilfe - vor allem in besonderen Notsituationen wie Naturkatastrophen und Unfällen. Wann immer er von einem Unfall oder einer Notsituation erfährt, tut er alles in seiner Macht stehende, um direkt vor Ort mit anzupacken. Oft ist er einer der Ersten, der sich bei Notsituationen vor Ort helfend und organisierend einbringt - so auch beim tragischen Ertrinken eines Jugendlichen im Indusfluss in Shey diesen Sommer. Wir sind der kontinuierlichen Unterstützung und Hilfe Phuntsoks äußerst dankbar.


Zusätzliche Sonderbehandlungen

Wie bereits letztes Jahr wurde unser Medical Team auch 2024 wieder in viele Privathäuser eingeladen. Dies konnte sowohl an freien Tagen als auch an Arbeitstagen der Medical Camps stattfinden. Wann immer es unserem Team möglich war, führten sie diese Sonderbehandlungen durch. Manchmal waren diese Patient:innen Privatpersonen oder Bekannte derjenigen, welche die Unterkunft unseres Teams zur Verfügung stellten. 


Manchmal aber waren die Patient:innen auch in der Öffentlichkeit bekannten Person - Politiker:innen, Vorsitzende und Präsident:innen örtlicher Vereine und Stiftungen etc. So kam es an einem Tag bspw., dass der neue Präsident der buddhistischen Vereinigung in Ladakh ein spontanes Medical Camp für seine Bürobelegschaft angefragt hatte. Glücklicherweise hatte unser Medical Team genug Zeit und konnte den Wunsch dieser Gruppe erfüllen.


Und auf dem buddhistischen Unterweisungsgelände in Choglamsar konnten Hue Nghi und Marina eine Gruppe älterer Mönche behandeln. 3 Tage lang saßen diese Mönche dort täglich bis zu 10 Stunden in Gebet und Meditation. Die spontan angebotenen Akupunkturbehandlungen in einer der Mittagspausen taten den Mönchen daher ganz besonders gut. Auch im Kloster Spituk konnte unser Team einige Ordinierte mit Akupunktur versorgen.


Im Wohltätigkeits-Krankenhaus “Heart Foundation” war dieses Jahr leider kein Medical Camp möglich. Die üblichen Räumlichkeiten waren allesamt durch die Regierung für ein vorübergehendes Drogenrehabilitierungsprogramm ausgemietet worden.